Die Gesellschaft für Außenpolitik hat im Sommer des vergangenen Jahres ihre zentralen Aktenbestände aus dem Zeitraum zwischen 1948 und 2008 an das Stadtarchiv München abgegeben. Die Dokumente umfassen Protokolle und Mitschriften der Mitgliederversammlungen und der Vorstands- und Ausschusssitzungen, Tätigkeits- und Geschäftsberichte sowie die Geschäfts- und Mitgliederkorrespondenz. Eine umfangreiche Überlieferung befasst sich mit der Durchführung und Dokumentation der Vortragsveranstaltungen. Damit wird die Tätigkeit der Gesellschaft, die sich im Jahr 1948 als Gesellschaft für Auslandskunde gründete, von Beginn an über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg ausführlich dokumentiert.

Die Gründung der Gesellschaft war wesentlich der Initiative von Hilde Heilmann zu verdanken. Hilde Heilmann wirkte lange Jahre als Geschäftsführerin der Gesellschaft und übernahm auch die Organisation der Veranstaltungen. Der politische Austausch mit Akteuren und Akteurinnen der aktuellen Politik stand von Anfang an im Fokus der Gesellschaft. Im Laufe der Jahre konnten so viele bekannte Persönlichkeiten zu Vorträgen gewonnen werden, so unter anderem Kenneth G. Younger vom Londoner Royal Institute of International Affairs (1963) oder der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher (1988). Die Liste der Vortragenden liest sich wie ein „who is who“ der Weltpolitik. Die Korrespondenzen mit ihnen wie auch die Vortragsmanuskripte zählen so zu den bedeutendsten Quellen des Bestandes.



Feierliche Übergabe an das Stadtarchiv München
Angeregt wurde die Übergabe der Unterlagen von Konrad Max Scharinger, der bis 2015 im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik tätig war und bis zum Jahresende 2024 als Erster Vorsitzender der Gesellschaft wirkte.
Mit einem kleinen Empfang im Stadtarchiv und einer Führung durch die Magazine am 30. Januar wurde die Übergabe der Unterlagen nun ganz offiziell vollzogen. Eingefunden hatten sich dazu neben dem aktuellen Ersten Vorsitzenden Botschafter a. D. Johannes Haindl ein illustrer Kreis ehemaliger und aktiver Vorstandsmitglieder. In das Stadtarchiv gekommen waren u. a. Frau Vigdis Nipperdey, Ehrensenatorin der Technischen Universität München, Rainer Stinner, ehem. MdB und Schatzmeister der Gesellschaft, dann Prof. Dr. Werner Weidenfeld und Dr. Klaus Wild, bis 2022 Botschafter in Ungarn. Anwesend war auch der Sohn von Hilde Heilmann, Prof. Dr. Klaus Heilmann.

Dr. Daniel Baumann, Leiter des Stadtarchivs München und sein Stellvertreter Anton Löffelmeier hießen die Gäste willkommen. Konrad Max Scharinger erinnerte in seiner Begrüßungsansprache daran, dass die dauerhafte Sicherung der Unterlagen für die Gesellschaft der Hauptgrund war, mit dem Stadtarchiv Kontakt aufzunehmen. An manchen Schriftstücken nagte sprichwörtlich der „Zahn der Zeit“ und viele Unterlagen drohten sich von „Archivgut“ zu „Archivschlecht“ zu entwickeln. Es sei also höchste Zeit gewesen, die Bestände in sachkundigere Hände zu übergeben.
Den Ausführungen Konrad Max Scharingers zum Wert und zur Bedeutung der Unterlagen kann von Seiten des Stadtarchivs nur zugestimmt werden:
„Wenn unsere übergebenen Akten durch das Stadtarchiv München erschlossen und zugänglich sein werden, werden sie für Historiker und interessierte Personen eine ausgezeichnete Quelle sein für das außenpolitische Denken und Handeln in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart, aus der Münchner Perspektive. Bei uns in der Gesellschaft haben Staatschefs und Minister gesprochen, Botschafter und Journalisten, Wissenschaftler und einfache Reisende. Die Themen von hunderten Vorträgen und Veranstaltungen decken das gesamte Spektrum der Außenpolitik im weitesten Sinne ab: Außenpolitik, Sicherheitspolitik, europa- und wirtschaftspolitische Themen, Entwicklungs- und Kulturpolitik, Konflikte, Kriege und Frieden, ein weites Feld, um mit Theodor Fontane zu sprechen.“
Im Anschluss an den Empfang zeigte Anton Löffelmeier im Rahmen einer kleinen Magazinführung den Gästen die Schätze des Stadtarchivs. Die Unterlagen der Gesellschaft werden im Rahmen eines Ausbildungsprojektes im Stadtarchiv verzeichnet und demnächst der Forschung zur Verfügung stehen.