Die Grafik-Sammlung des Historischen Vereins von Oberbayern umfasst ca. 17.900 Motive. Diese wurden in den letzten Jahren neu katalogisiert und digitalisiert und sind nun im Portal „bavarikon“ einsehbar.
Der Bestand
Die sogenannte „Bildersammlung“ umfasst die Sammlungsbereiche Topografie, Porträt und Varia (insgesamt ca. 8.400 Blätter) sowie den 1896 vom Verein erworbenen Nachlass des Malers und Zeichners Johann Georg von Dillis (1759–1841).
München-Motive
Der dauerhaft im Stadtarchiv München aufbewahrte Bestand enthält etwa 1.200 Motive zu München (Topografie, Ereignisse u.a.). Die qualitätvollsten Blätter lieferte Carl August Lebschée (1800–1877), der im Auftrag des Vereins mit nahezu fotografischer Genauigkeit den Abbruch der Stadtmauern und die baulichen Veränderungen in München im Aquarell festhielt. Ein größeres Konvolut bilden außerdem Aquarelle von Anton Höchl (1820–1897), einem Kleinmeister der Münchner Architekturmalerei. Ein Spitzenstück der Sammlung ist Sebastian Behams Holzschnitt „Manöver zu Ehren Kaiser Karls V. anlässlich dessen München-Besuchs 1530“; nach jüngsten Forschungen handelt es sich um das weltweit einzige originalkolorierte Blatt.
Motive aus Oberbayern
Ca. 1.400 Blätter der Sammlung zeigen oberbayerische Motive. Als Kostbarkeiten wären hier eine Ansicht von Ingolstadt und des schwedischen Lagers (1632/33) und sechs um 1700 entstandene Pergamentmalereien mit Ansichten des Klosters Höglwörth zu nennen. Von besonderer Bedeutung ist auch Lebschées 96-teilige Aquarellserie der Donauer-Fresken im Antiquarium der Münchner Residenz; die um 1600 gemalten, im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fresken zeigten Ansichten bayerischer Städte, Märkte und Burgen und galten als die ersten authentischen Ortsansichten.
Varia
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Unter den etwa 550 Varia-Blättern findet man Siegel- und Wappen-Darstellungen, politische Karikaturen, Gedenk- und Erinnerungsblätter, Kundschaftsbriefe, Zeichnungen zu archäologischen Funden, Flugblätter u.v.m.
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Porträts
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Ab 1846 hatte man auch eine systematische Porträt-Sammlung (Wittelsbacher, Privatpersonen A- Z, überwiegend aus München) angelegt, die heute einen Umfang von rund 3.300 Blättern in verschiedensten Techniken hat.
Fotos
Ab 1863 begann man auch Fotos zu sammeln, zunächst allerdings nur Porträtfotos. Mittlerweile finden sich im Bestand „Fotografika“ auch viele topografische Situationen in München und im Vereinsgebiet, darunter Ansichten historisch interessanter Gebäude (auch Bauernhöfe), architektonische Details, Epitaphien, Grabsteine, Denkmäler etc, außerdem archäologische Funde und Trachten. Einzelfotos und Serien existieren zu bedeutenden Ereignissen wie etwa dem Bundesschießen 1881, der Centenarfeier für Ludwig I. 1888 und dem 7. Deutschen Turnerfest 1889.
Der Nachlass Dillis
Der 1896 vom Verein erworbene Nachlass des Malers und Grafikers Johann Georg von Dillis wird – neben den Arbeiten von Carl August Lebschée – als besonderer Schatz des Historischen Vereins von Oberbayern betrachtet. Der Bestand umfasst rund 8.000 Zeichnungen und 40 Skizzenbüchern (gesamt ca. 9.500 Nrn.), darunter dessen großartige Wolkenstudien. Er befindet sich seit 1996 als Dauerleihgabe des Vereins in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und komplett im Portal Bavarikon einsehbar.
Digitalisierung und Neukatalogisierung der Sammlung für das Portal „bavarikon“
Während der Bestand „Dillis“ in den letzten Jahren gut aufgearbeitet worden ist, gab es bei den im Stadtarchiv verbliebenen Blättern Handlungsbedarf: Die rund 8.000 Blätter und Fotos des Vereins waren bisher nur nach Motiven auf Karteikarten erfasst worden, sodass eine Suche nach Künstlern und Fotografen nicht möglich war. Zahlreiche Objekte, vor allem Überformate und Sammelalben etc., waren bisher noch gar nicht katalogisiert.„bavarikon“, das 2014 online gegangene, von Archiven, Bibliotheken und Museen sowie Institutionen der Landesverwaltung, der Denkmalpflege und der Wissenschaft ‚befütterte‘ Internetportal des Freistaats Bayern zur Präsentation von Kunst-, Kultur- und Wissensschätzen aus Einrichtungen in Bayern, erschien hier als ‚die Lösung‘.
Das Projekt „Neukatalogisierung und Digitalisierung der Bildersammlung des Historischen Vereins von Oberbayern für das Portal ‚bavarikon‘ startete im Mai 2016 und konnte im Herbst 2021 endlich abgeschlossen werden.
Was ist das Ergebnis?
- Die rund 17.900 Blätter umfassende Bildersammlung des Historischen Vereins von Oberbayern ist nun durchgängig und nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand katalogisiert. Konnte vorher nur nach Motiv recherchiert werden, so haben wir nun auch einen Überblick über die vertretenen Künstler, Genres, Techniken etc. Auch wurden zahlreiche Blätter erstmals erfasst. Dass uns bei der Arbeit immer wieder auch Fehler unterlaufen sind, ist angesichts der in relativ kurzer Zeit bearbeiteten enormen Menge von Blättern zu befürchten, aber hoffentlich verzeihlich. Dennoch – scheuen Sie sich nicht, uns auf Fehler hinzuweisen. Dies beweist uns einerseits Ihr Interesse und hilft andererseits, Fehler zu berichtigen.
- Die grafische Sammlung kann nun online eingesehen werden. Damit sind z.T. sehr seltene Blätter mühelos auffindbar. Wir sind sicher, dass davon auch viele Heimatforscher im Vereinsgebiet profitieren.
- Die Blätter stehen in optimaler Qualität online zur Verfügung. Selbst kleinste Details sind gut zu erkennen, da man kann sich in die Bilder hineinzoomen kann. Eine Vorlage der Originale ist deshalb nur noch in Ausnahmefällen notwendig. Dies ist aus konservatorischer Sicht sehr zu begrüßen. Fotowünsche von Nutzern können ohne weiteren Aufwand unkompliziert erledigt werden.