Vier Wochen lang sammelten die sechs Anwärterinnen und Anwärter der Staatlichen Archive Bayerns im Stadtarchiv München Erfahrungen im kommunalen Bereich. Sie absolvieren derzeit den 3-jährigen Vorbereitungsdienst für den Einstieg in die 3. Qualifikationsebene Fachlaufbahn Bildung und Wissenschaft / Fachbereich Archivwesen.
Die erste Woche stand ganz im Zeichen der traditionsreichen Münchner Kammerspiele. Statt ins Theater begaben wir uns hinter die Kulissen und erschlossen Regiebücher aus der Intendanz von Frank Baumbauer und Dieter Dorn. Dazu auch die Schauspielerkartei und Programmhefte aus der Nachkriegszeit. Der Bestand der Münchner Kammerspiele wird im Stadtarchiv stark nachgefragt.
In ländlichen Gegenden Bayerns war es noch bis in die 1950er Jahre üblich, dass die einheiratende Braut zusammen mit ihrer Aussteuer auf einem Kammerwagen zum Haus des Bräutigams gefahren wurde. Transportiert wurden auf einem (oder mehreren) Leiterwagen vor allem die Möblierung der ehelichen Schlafkammer, Bett-, Tisch- und Leibwäsche, Leinen, die Kinderwiege, Geschirr und Stickereien für die gute Stube. Der Schrank, der Kasten, das Bett und die Truhe wurden offen auf dem Wagen transportiert, so dass jedermann sehen konnte, was die Frau für den neuen gemeinsamen Haushalt mitbrachte und wie fleißig sie ihre Aussteuer gesammelt hatte. In der Stadt war dieser Brauch schon längst nicht mehr üblich, aber natürlich zählte auch dort das Herrichten der Aussteuer zu den wichtigsten Hochzeitsvorbereitungen. Umfang und Qualität der Aussteuer bildeten auch dort ein wichtiges Indiz für die Wohlhabenheit und den sozialen und wirtschaftlichen Status der Brauteltern und der Braut.
Die Münchner Bürgerstochter Klothilde Schlagintweit, die am 16. September 1911 vor dem Standesamt München IV die Ehe mit Karl Neureuther schließen sollte, hat hierüber sehr detailliert und penibel Buch geführt. Dieses von außen eher unscheinbare und mit Schmuckpapier eingehüllte Büchlein konnte das Stadtarchiv vor kurzem zusammen mit einem Kochbuch, das Klothilde ebenfalls vor der Hochzeit zusammenstellte, aus Privatbesitz geschenkt erhalten.
Zehn Wochen lang hat Fiona A. das Stadtarchiv München für ein Praxis-Semester verstärkt. Sie studiert an der Fachhochschule Potsdam Archivwissenschaften auf Bachelor und berichtet im Folgenden über ihr Praktikum.
„Um für die Bachelor-Arbeit zugelassen zu werden, muss vor dem letzten Theoriesemester ein 20-wöchiges Praxissemester absolviert werden. Zehn Wochen davon habe ich von November 2022 bis Ende Januar 2023 im Stadtarchiv München verbracht.
Dort wurde ich zugleich mit einer wichtigen Aufgabe betraut. Ich durfte den bereits zur Hälfte erschlossenen Bestand „Leihamt“ weiter entmetallisieren (die Heftklammern entfernen), erschließen und schließlich natürlich auch fachgerecht verpacken (das volle Programm also 🙂 ).
Die Ausbildung zum/zur FaMI umfasst neben der Ausbildung im Betrieb und externer Praktika auch fachtheoretischen Unterricht in der Berufsschule. Der Berufsschulunterricht findet an der Berufsschule für Medien München statt. Die Berufsschulblöcke dauern in der Regel zwei bis vier Wochen.
Am 9. November gedenkt die Stadt München wie in den vergangenen Jahren den Gewalttaten gegen die jüdische Minderheit unter dem NS-Regime, die am 9. November 1938 einen ersten Höhepunkt erreicht hatten.
München in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts: die bayerische Landeshauptstadt ist Gastgeberin von zwei der größten Sportereignisse der Welt: 1972, vor genau 50 Jahren, veranstaltete München die Olympischen Spiele, die die Stadt über die zwei Wochen im Sommer ´72 hinaus nachhaltig prägen sollten. Zwei Jahre später, 1974, wurde das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in der Landeshauptstadt ausgetragen.
Was auf den ersten Blick wie ein Spitzendeckchen erscheint, erweist sich als ein amtliches Schreiben aus einer Akte, dessen Papier viele kleine Löcher und Fehlstellen aufweist. Oh je, da muss wohl ein gefräßiger Täter ermittelt werden. Sofort wird eine engmaschige Ringfahndung eingeleitet …
Nach einem kurzen Blick in das städtische Intranet und den Kalender schaue ich nach meinen E-Mails und kümmere mich darum.
Danach beginne ich mit den Personenrecherchen. Hierbei handelt es sich um verschiedene Anfragen zu Personenstandsregistern.
Diese Anfragen kann man sich ungefähr so vorstellen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin auf der Suche nach dem Heiratsregistereintrag meiner Großeltern, weil ich darüber die Namen meiner Urgroßeltern herausfinden möchte. Sie hießen Friedrich und Sophie König und haben im Sommer 1916 in München geheiratet.
Mit freundlichen Grüßen, Friedrich Groß
oder auch:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wurde beauftragt die unbekannten Erben von Ludwig König gestorben am 13.06.2021 ermitteln.
Diesbezüglich bitten wir um Übersendung einer beglaubigten Kopie des Geburtsregistereintrags Luitpold Prinz (Erblasseronkel) Registernummer 1886/1980 Standesamt München II. Kostenübernahme wird zugesichert, wir bitten diese per Rechnung zu erheben.
Mit freundlichen Grüßen Maximiliana Mustererbenermittlerin
Neulich erlebte der Vortragsraum des Stadtarchivs eine Reihe von Filmpremieren. Die jungen Produzentinnen und Produzenten führten ihre Werke selbst ein und gaben dabei Einblicke in den Entstehungsprozess ihrer dokumentarischen Kurzfilme. Diese entstanden im Rahmen einer Kooperation des Stadtarchivs München mit dem Nymphenburger Gymnasium. Durch die intensive Beschäftigung mit einem Platz ihrer Wahl in München haben sich die Schülerinnen und Schüler einen Ort ihrer Stadt zu eigen gemacht.