In den Jahren 2018 bis 2021 hat der Fotograf Heinz Gebhardt sein umfangreiches Archiv mit ca. 700.000 Negativen und Dias in vier Etappen an das Stadtarchiv München abgegeben. Damit hat das Stadtarchiv für seine Fotosammlung eine außergewöhnliche und einzigartige fotografische München-Chronik gewonnen, die den Zeitraum von den späten 1960er bis weit in die 2000er Jahre hinein umfasst.
Den Ehrgeiz und den Spürsinn eines klassischen Fotoreporters, der immer auf der Suche nach besonderen Themen, Ereignissen und Motiven war, entwickelte Heinz Gebhardt schon als Jugendlicher. Während seiner Ausbildung an der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie in München galt sein Hauptinteresse dem Fach der aktuellen Fotografie, also dem Bildjournalismus. Seine Abschlussarbeit 1968 führte ihn nach Paris, wo er Aufnahmen von den dortigen Studentenunruhen machen wollte. Es wurden sehr unruhige Tage für ihn, weil es ihn mitten in das Zentrum des Geschehens trieb, um mit Nahaufnahmen und mit authentischen und einzigartigen Bildern zurückkehren zu können.
Zurück in München war er als freiberuflicher Fotograf unermüdlich in der Stadt unterwegs, einerseits um an den Brennpunkten des aktuellen Geschehens präsent zu sein, andererseits um mit wacher Beobachtungsgabe und humorvollem Blick das alltägliche und dennoch charakteristische Auftreten der Stadtbevölkerung im Straßenbild aufzuspüren, schließlich um das zu sehen und festzuhalten, woran andere dutzendmal achtlos vorbeigehen.
In den 1970er Jahren dokumentierte er ausführlich die damals spektakulären Kunstaktionen mit Hermann Nitsch, Friedensreich Hundertwasser und vielen anderen.
In den 1980er Jahren beobachtete er mit scharfem Blick das Geschehen, das in den Klatschkolumnen der Tageszeitungen ihren Niederschlag fand. Längst waren aber auch überregionale Presseorgane auf ihn aufmerksam geworden und gaben Porträtfotografie und Reportagen aus dem südbayerischen Raum bei ihm in Auftrag.
Foto: Heinz Gebhardt, DE-1992-FS-VL-GEB-018301.
Den Abwerbeversuchen renommierter Pressehäuser in eine der anderen großen deutschen Verlagsstädte widerstand Heinz Gebhardt jedoch immer. Die Stadt München blieb sein „Fotoatelier“. Seine zahlreichen Aufnahmen vom Stadtbild zeigen München von seiner schönsten Seite und wurden vielfach für Werbezwecke genutzt.
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Parallel dazu dokumentierte er aber auch Veränderungen im Stadtbild, die München nicht immer zur Ehre gereichen. Signifikante Plätze in der Stadt und spektakuläre Bauprojekte besuchte er in Abständen von Jahren und Jahrzehnten erneut, um möglichst aus gleicher Perspektive weitere Aufnahmen zu machen, die dann anschaulich und detailliert die Veränderungen dokumentieren.
Tausende seiner analogen Aufnahmen hat Heinz Gebhardt selbst digitalisiert und – mit Beschriftungen versehen – dem Stadtarchiv überlassen. Dies wird die Übernahme erster Aufnahmen in die Online-Datenbank sehr erleichtern. Noch in diesem Jahr wird ein erstes Projekt durchgeführt, das sich mit der Planung und Konzeption der Aufarbeitung des äußerst umfangreichen Vorlasses beschäftigt.